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Bundesverband der
Lebensmittelchemiker/-innen
im öffentlichen Dienst e.V.
(BLC) |
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Legionellen in TrinkwassererwärmungsanlagenUrsula
Röggener, Chemisches Untersuchungsamt der Stadt Hamm
Philadelphia, Juli 1976
In einem amerikanischen Hotel in Philadelphia fand im Jahre 1976
ein Treffen ehemaliger Armeeangehöriger -Legionäre - statt, an dem
etwa 4400 Personen teilnahmen. Kurze Zeit nach dem Treffen erkrankten
149 Personen an schwerer Lungenentzündung, die mit hohem Fieber
einherging. Von den 149 erkrankten Personen verstarben 34
Personen im Verlauf der Krankheit.
Unmittelbar nach Ausbruch der Epidemie durchgeführte Untersuchungen auf
bekannte bakterielle und virale Erreger blieben erfolglos. Auch
Vergiftungen durch Schwermetalle und andere Umweltgifte
konnten im Verlauf der Nachforschungen ausgeschlossen werden.
Neben den oben auf geführten Tagungsteilnehmern erkrankten auch
Personen die sich lediglich längere Zeit in der Emphangnshalle des Hotels
bzw. auf dem angrenzenden Gehweg aufgehalten hatten, jedoch keine
Tagungsteilnehmer waren.
Diese Tatache führte zu der Erkenntnis, daß die Klimaanlage des
Hotels als Quelle der Infektionen anzusehen war. Durch
bakteriologische Untersuchungen gelang es daraufhin ein bisher unbekanntes
Bakterium als Auslöser der Erkrankungen auszumachen. Aufgrund seiner
Entdeckungsgeschichte wurde diesem Bakterium der Name Legionella
pneumophila gegeben.
Mittlerweile (Stand 1993) sind allein 15 Serogruppen von Legionella
pneumophila und insgesamt 40 verschiedene Spezies mit 61 Serogruppen in
der Gattung Legionella beschrieben.
Vorkommen von Legionella pneumophilaLegionellen haben weder im
Boden noch in der Luft ihren natürlichen Standort, sondern im Wasser. Sie
besiedeln alle Süßwässer. Das Vorkommen von Legionellen wird in
entscheidendem Maße von der Wassertemperatur beeinflußt. Legionellen
können zwar in kaltem Wasser vorkommen, sich dort jedoch nicht in
nennenswertem Maße vermehren, dazu sind Temperaturen zwischen 30 und 50
°C notwendig. Ideale Bedingungen für eine Vermehrung von Legionellen
geben mit Wasser benetzte Oberflächen, z.B. Rohre, Armaturen, das Innere
von Klimaanlagen.
Infektion mit Legionella pneumophilaDie im Wasser vorhandenen
Legionellen führen nicht zu einer direkten Gesundheitsgefährdung. Erst
wenn das bakterienhaltige Wasser als Aerosol* , wie z. B.
beim Duschen, in klimatisierten Räumen, in
Whirlpools, mit der Luft eingeatmet wird besteht eine
Gesundheitsgefährdung und nicht etwa durch den Genuß von Wasser als
Trinkwasser.
* Aerosol: Gas, das feste oder flüssige Bestandteile in feinst
verteilter Form enthält
Wer hat ein erhöhtes Infektionsrisiko
- Personen mit ausgeprägter Abwehrschwäche, aber auch durch die
Einnahme entsprechender Medikamente (Cortison)
- chronisch Kranke (Lunge, Herz, unzureichende Nierentätigkeit,
Diabetes, Leberzirrhose, entzündliches Rheuma, etc.)
- bettlägerige Menschen
- Männer über 50 (häufiger als Frauen der gleichen Altersgruppe)
- Personen mit chronischer Bronchitis
- ev. auch starke Raucher
Zwei KrankheitsbilderEs gibt zwei durch Legionellen
hervorgerufene Krankheitsformen:
- das Pontiac-Fieber
- grippeähnliches Krankheitsbild mit Müdigkeit, Kopfschmerzen und
Konzentrationsschwäche
- nach 2 - 5 Tagen folgenlose Genesung
- die Legionärskrankeit (Legionellose)
- zuerst ein dem Pontiac Fieber ähnlicher Krankheitsverlauf
- dann Husten, Brustschmerzen
- bis zu 40°C Fieber
- Magen- und Darmstörungen
- bei nicht erfolgter Diagnose auf Legionellose und mangelnder
medizinischer Betreuung kann die Krankeit unter Umständen einen
tödlichen Verlauf nehmen
Vorkommen der Legionellen-ProblematikWenig Legionellen-Risiko
bieten sogenannte Kleinanlagen. Darunter fallen
Speicher-Trinkwassererwärmer und zentrale Durchfluß-Trinkwassererwämer in:
- Zweifamilienhäusern
- Anlagen mit Trinkwassererwärmern mit einem Inhalt kleiner 400 l und
einem Inhalt kleiner 3 l in jeder Rohrleitung zwischen dem Ausgang
Trinkwassererwärmer und Entnahmestelle
Erhöhtes Legionellenrisiko bieten Großanlagen mit
Trinkwassererwärmern mit einem Inhalt größer 400 l und mit einem Inhalt
größer 3 l in jeder Rohrleitung zwischen Ausgang Trinkwassererwärmer und
Entnahmestelle. Insbesondere werden dazu gerechnet:
- Krankenhäuser
- Altenheime, aufgrund der exponierten Personnengruppe
- Hotels aufgrund der besonderen Betriebsbedingungen (Stagnation durch
ungenutzte Zimmer)
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