Legionellen in Kurzform

(Trinkwasserverordnung mit DVGW-Arbeitsblatt W 551 und DIN EN 806-2)

Geschichte der Sanitär-, Heizungs-, Klima- und Solartechnik
Abkürzungen im SHK-Handwerk
Bosy-online-ABC

Trinkwasserverordnung und Legionellen (Stand 25. April 2018)

Legionellose — RKI-Ratgeber für Ärzte

Zur Entwicklung und Begründung von Maßnahmewerten für
Legionellen in Hausinstallations-Systemen in Deutschland

die neue Trinkwasserverordnung 2011

Zweite Verordnung zur Änderung der Trinkwasserverordnung - 5. Dezember 2012

Auswirkungen der TrinkwV 2011 für die Wohnungswirtschaft und Umsetzung in der Praxis

Große Trinkwasseranlagen anfälliger für Legionellen

Wissenschaft misst Legionellenwachstum genauer denn je
Barbara Borer, Geberit International AG, Schweiz

Damit sich Legionellen in Trinkwasseranlagen vermehren können,
brauchen sie die richtigen Nährstoffe, die richtige Temperatur und Zeit.

Bakterien befinden sich im Wasser (Trinkwasser, Brunnenwasser, aber auch in Seen und Flüssen). Sie wachsen schnell. So kann sie sich in nur 8 Stunden auf über 16 Millionen Zellen vermehren. Dies setzt aber eine notwendige Nahrung (Biofilm - Biofouling) und entsprechende Temperaturverhältnisse (25 - 45 °C) voraus.
Bisher sind 48 Legionellen-Arten und 70 Untergruppen bekannt, die hauptsächlich im Süßwasser, aber auch im feuchten Erdreich vorkommen. In Seen mit Salzwasser kommen die Legionellen nicht vor, weil sie Kochsalz nicht mögen.

Legionellen sind wärmeliebende Bakterien. Sie können eine Infektionserkrankung hervorrufen, die mit den Symptomen einer schweren Lungenentzündung verbunden sind. 1976 trat die bis dahin unbekannte Infektionskrankheit bei einem Legionärstreffen in Philadelphia auf und wird seitdem als Legionärskrankheit bezeichnet. Auch das so genannte Pontiac-Fieber kann von Legionellen ausgelöst werden.
Legionellen gehören zum natürlichen Bestandteil von Süßwasser und sind in Oberflächengewässern nur eine sehr geringe Infektionsgefahr für Menschen. Gelangen die Bakterien jedoch mit Tröpfchennebel in die Lunge, kann es zur Erkrankung kommen.

Legionellen vermehren sich bevorzugt zwischen 25 und 45 °C. Die Quellen können vor allem Duschanlagen, Schwimmbäder, Whirlpools, Klimaanlagen mit Luftbefeuchtung und Kühltürme sein, also dort wo Wasser nicht stark erwärmt (< 60 °C) wird und längere Zeit (Stagnation) steht. Anfällig sind vor allem große Speicher von über 300 Litern Inhalt, wie sie in Einfamilienhäusern und Wohnungen kaum vorkommen. Daneben kommt jedes längere Zeit in der Leitung stehende Wasser (Stagnationswasser) als geeignetes Milieu in Frage, vor allem wenn es warm (> 25 bis 45 °C) steht.
Aber auch
Autowaschanlagen, Springbrunnen, Gartenerde und Kompost können Infektionsquellen sein.
Legionella pneumophila ist der Erreger der Legionärskrankheit (atypische Lungenentzündung) und dem Pontiac-Fieber (Sommergrippe).
Seit 1976 ist folgendes bekannt:
      •  Vermehrung zwischen 25 - 45 °C
      •  Verdoppelung 1 KBE/I in ca. 2,8 h
      •  Infektion nur über Aerosole
Mögliche Infektion:

a) Pontiac-Fieber (Inkubationszeit bis 48 h)
b) Legionellose (Inkubationszeit ca. 2-13 Tage) in Form von Lungenentzündung

Risikopersonen:
      •  > 50 Jahre
      •  Raucher
      •  Personen mit gesundheitlichen Vorschädigungen
      •  Spitzensportler
      •  Kleinkinder
Abtötungstemperaturen und Abtötungszeiten:
      •  55,0 °C - 19 Minuten
      •  57,5 °C - 6 Minuten
      •  60,0 °C - 2 Minuten
      •  70,0 °C - einige Sekunden
Parameter - Grenzwerte ( Anzahl/1 ml)

Legionellen – KBE bei 22 °C - 100
Legionellen – KBE bei 36 °C – 20

Nachweis über hygienisch-mikrobiologische Untersuchungen
Gesamte Rechtsvorschrift für Trinkwasserverordnung, Fassung vom 04.01.2020 - Österreich

Tabelle 1a: Bewertung der Befunde bei einer orientierten Untersuchung
1) KBE = Koloniebildende Einheit
2) Werden bei zwei Nachuntersuchungen im jährlichen Abstand weniger als 100 Legionellen in 100 ml nachgewiesen, kann das Untersuchungsintervall auf maximal 3 Jahre ausgedehnt werden
Wird die orientierte Untersuchung gleich mit einem Probenumfang durchgeführt, der dem einer weitergehenden Untersuchung entspricht, gelten die in der Tabelle 1 b angegebenen Maßnahmen.
Tabelle 1b: Bewertung der Befunde bei einer weitergehenden Untersuchung
1) KBE = Koloniebildende Einheit
2) Werden bei zwei Nachuntersuchungen in vierteljährlichem Abstand weniger als 100 Legionellen in 100 ml nachgewiesen, braucht die nächste Nachuntersuchung erst nach einem Jahr nach der zweiten Nachuntersuchung vorgenommen zu werden. Diese Untersuchungen können entsprechend dem Schema der orientierenden Untersuchung (Tabelle 1 a) durchgeführt werden
3) Werden bei Nachuntersuchungen im jährlichen Abstand weniger als 100 Legionellen in 100 ml nachgewiesen, kann das Untersuchungsintervall auf maximal 3 Jahre ausgedehnt werden
Vergleich der Symptome von Legionellen-Infektionen
Legionellose (Legionärskrankheit)
Pontiac-Fieber (Sommergrippe)

Fieber bis über 40 °C

erhöhte Temperatur

Schüttelfrost, Übelkeit, Durchfall
Schüttelfrost
starke Muskel- und Gelenkschmerzen
allgemeines Unwohlsein
extrem starke Kopfschmerzen
Kopf- und Gliederschmerzen
Seh-, Hör- und Gleichgewichtsstörungen, Orientierungslosigkeit, Appetitlosigkeit, Durchfall möglich
leichte Benommenheit
delierienhafte Anfälle, Atemschmerzen,
Atemnot, Husten mit blutigem Auswurf, Herzbeschwerden
trockener Husten
Komplikationen: Schock, akute Niereninsuffizienz bis zum dialysepflichtigen
Nierenversagen, Atemlähmung
Komplikationen sind nicht bekannt

In der Fachkreisen hat sich die Meinung gefestigt, dass nur eine thermische Desinfektion und/oder eine ultraviolette Desinfektion als wirksam für die Abtötung von den Legionellen erwiesen haben. Grundsätzlich ist bei jeder Anlage, bei der ein Legionellenverdacht besteht eine fachgerechte Probennahme mit anschließender Wasseranalyse durchzuführen.
Nach neuen Erkenntnissen kann die sogenannte "Legionellenschaltung" (regelmäßiges Hochheizen des Trinkwassererwärmers und der Leitungen) kontraproduktiv sein. Aktive Legionellen, die bei Wassertemperaturen unter 50 °C vorhanden sind und sich vermehrt haben, können durch die hohen Temperaturen in eine Art Ruhezustand (VBNC-Zustand* [Viable But Non Culturable / lebensfähig aber nicht kultivierbar]) versetzt werden und überstehen das Hochheizen des Wassers. Außerdem werden die Legionellen bei jeder Aufheizung unempfindlicher gegen erhöhte Wassertemperaturen. Sie werden resistent gegen hohe Temperaturen. Dadurch kann sogar eine thermische Desinfektion unmöglich sein. Eine Legionellenschaltung kann also nur die über das Wasser, das vom Versorger geliefert wird, neu in das Trinkwassersystem gespülten Legionellen abtöten.

* VBNC-Zustand - Zitate:
- Nach einer kurzen Inkubationszeit von nur 6 - 48 Stunden treten grippeähnliche Symptome (Pontiac-Fieber) auf. Obwohl die Patienten Antikörper gegen L. pneumophila aufweisen, konnten bislang keine Bakterien isoliert werden. Grund hierfür könnten Legionellen sein, die sich im so genannten VBNC-Stadium (viable but not culturable) befinden [Steinert et al., 2002].
- Zudem können Legionellen die sich in einem physiologisch inaktiven Stadium befinden (VBNC), durch die Kokultivierung mit Acanthamoeba castellanii wieder belebt werden [Steinert et al., 1997].
- Der VBNC-Zustand kann durch Stress (z. B.: Temperatur, Nahrungsangebot etc.) hervorgerufen werden, wobei die Bakterien in eine Art Ruhezustand (z. B.: verminderter Stoffwechsel) übergehen (z. B.: Oliver 2005). In einem anderen Experiment wurde untersucht, ob sich die beiden Stämme (DSM 50071 und SG81) in einem anderen Trinkwasser (Hausinstallation Duisburg-Rheinhausen, ähnliche Chlorkonzentration von ca. 0,01 mg/l, aber nur ca. 8 µg/l Kupfer) nach 1 Tag noch anhand von Kultivierungsverfahren nachweisen lassen würden. Vergleichend dazu wurde auch das Trinkwasser der Universität Duisburg-Essen (Labor U123) untersucht. In dem Trinkwasser des Labors (Labor U123) waren beide Stämme nicht mehr nachweisbar, in dem anderen Wasser (Hausinstallation Duisburg-Rheinhausen) noch ca. 103 KBE/ml. Nach einem Tag in Nährlösung konnte der mucoide Stamm auch in dem Trinkwasser des Labors wieder nachgewiesen werden. Die Inaktivierung von P. aeruginosa könnte somit abhängig von den Inhaltstoffen (z. B. Kupfer) im Wasser der jeweiligen Hausinstallation sein [Daniel Bressler 2008].
- Ein Aspekt dabei ist das Trinkwasser. Hierbei zeigte sich eine inaktivierende Wirkung von Kupfer auf P. aeruginosa. Diese inaktivierende Wirkung ist ein interessanter Forschungsaspekt, da sich hier die Frage stellt, ob die Bakterien abgetötet werden oder nur in einen VBNC-Zustand übergehen. Im VBNC-Zustand wären sie für die Nachweisverfahren mittels Kultivierung nicht zugänglich, stellten aber weiter eine potentielle Gefahr im Trinkwasser da. In diesem Bereich wurden bereits Untersuchungen (Masterarbeit Dwidjosiswojo 2008) am Biofilm Centre durchgeführt [Daniel Bressler 2008].

Legionellen sind normalerweise eine fakultativ human-pathogene Spezies, die nur unter bestimmten Voraussetzungen krankheitserregend sind. Ihre Human-Pathogenität erhalten sie nur, wenn die Vermehrungsbedingungen (Temperaturen > 25 °C, Stagnation des Wassers, Biofilme) ideal sind.

.Wann sind Mikroorgamen wirklich tot? - Prof. Dr. Hans-Curt Flemming/Dr. rer. nat. Jost Wingender
Für die Vollständigkeit dieser Auflistung nehme ich keine Gewähr. Fehlende Punkte können mir per E-Mail geschickt werden.

Die Errichtung einer Trinkwasserinstallation und wesentliche Änderungen an diesen dürfen nur von Installationsbetrieben durchgeführt werden, die in das Installateurverzeichnis eines WVU eingetragen sind.

Pseudomonas aeruginosa

Dieses Bakterium kann Lungenentzündungen, Wundinfektionen und Blutvergiftungen (Sepsis) hervorrufen und ist neben das Legionella einer der wichtigsten Erreger, die auch durch das Trinkwasser übertragen werden können. Sie vermehren sich zwischen 25 und 30 °C, also bei Temperaturen, die in nicht oder schlecht gedämmten Trinkwasserleitungen vorkommen können, und haben besonders in Krankenhäusern eine verheerende Wirkung. Darin liegt z. B. auch der Grund, dass hier keine Blumenvasen aufgestellt werden dürfen.

Nach der Aussage des Robert Koch Institut (RKI) gelten schon die geringsten Konzentrationen als "gesundheitlich bedenklich". In einer Wasserprobe von 100 ml darf kein Erreger vorkommen. Sie können bei den Menschen zu schweren entzündlichen Organerkrankungen, auch mit Todesfolge, führen. Eine Therapie ist bei diesen Infektionen ist schwierig.

Ein Befall einer Trinkwasserinstallation mit diesem Bakterium hat zur Folge, dass das Gebäude umgehend gesperrt und saniert werden muss.

Große Trinkwasseranlagen anfälliger für Legionellen


Quelle: Techem Energy Services GmbH

Nahezu jede achte Anlage betroffen: deutschlandweite Befallsquote von 13,3 Prozent / Anfälligkeit der Trinkwasseranlage steigt mit ihrer Größe / Einfache Präventionsmaßnahmen vermeiden Befall und verringern Wasserverbrauch.
In großen Trinkwasseranlagen ist die Wahrscheinlichkeit eines zu hohen Legionellenbefalls höher. Diesen Schluss legt eine Ergebnisbewertung des Energiemanagers Techem nahe, die zeigt: Mit der Größe einer Liegenschaft steigt auch die Befallsquote. Bis zum 31. Dezember 2013 musste laut Trinkwasserverordnung in einem großen Teil der deutschen Mehrfamilienhäuser die Trinkwasserinstallation auf Legionellenbefall überprüft werden.

Durch eine Kooperation mit dem akkreditierten SGS Institut Fresenius ist Techem hierfür einer der wenigen bundesweit agierenden Anbieter auf dem Markt. Die Auswertung von Techem basiert auf den dabei gewonnenen, gemeinsamen Analyseergebnissen. Das Unternehmen wertete die anonymisierten Analyseergebnisse von über 176.000 Proben aus, die bis zum Jahresende 2013 in annähernd 25.000 Mehrfamilienhäusern genommen wurden. Die Auswertung liefert damit einen bundesweiten Trend. > mehr


Legionellen Sicherheitsfilter
B-Safe universal
Quelle: BWT Aktiengesellschaft

Legionellenfilter
Viele Trinkwasserinstallationen sind nicht fachgerecht gebaut bzw. werden nicht richtig betrieben. Um auf Nummer "Sicher" zu gehen, kann eine zuverlässige Schutzbarriere gegen Infektionen durch Legionellen oder andere Bakterien und Protozoen geschaffen werden. Hier bieten sich Filter (zentral und/oder an der Armatur) an, die überall dort eingesetzt werden können, wo man sich nicht sicher ist, ob das Wasser legionellen- und keimfrei ist. Hierzu gehören z. B. Wohngebäude, in denen die Bewohner eine geringe Risokoschwelle haben. Aber dort, wo besonders geschwächte und dadurch gefährdete Menschen geschützt werden müssen, bieten sich die Filter an. Hierzu gehören die Bewohner bzw. Patienten und das Personal z. B. in Krankenhäusern, Kurhäusern, Reha-Zentren, Alters- oder Pflegeheimen.
So kann z. B. der B-SAFE Hygienefilter als ergänzende Prophylaxe für ein konsequentes Hygienemanagement an der Armatur eingesetzt werden. Aber auch als eine Sofortmaßnahme, wenn das Wasserverteilungssystem bereits kontaminiert ist, gewährleistet der Filter eine gewisse Sicherheit.
Ein effizienter Betrieb der B-SAFE Hygienefilter ist nur in intakten, nicht korrodierten Trinkwasserinstallationen möglich. Vor der Erstinstallation eines B-SAFE Hygienefilters sollte aber der nachgeschaltete Duschschlauch und die Handbrause gegen neue Produkte ausgetauscht werden, da sonst kein Legionellenschutz gewährleistet werden kann.
Einen hohen Schutz vor einer Legionellen-Infektion, die durch Einatmen legionellenhaltiger Aerosole auftreten kann, wird durch eine Dead-End-Hohlfaser-Mikrofiltrationsmembran mit Porengrössen von 0,02 µm erreicht. Der Filtrationsprozess erfolgt im Dead-End Verfahren ohne Rückspülung. Durch einen eingebauten Rückflussverhinderer wird eine Rückverkeimung des Trinkwassersystem weitgehend verhindert. Ein im B-SAFE-universal Filter eingebaute Vorfilter entfernt Sand, Rost-, Kalkpartikel, Biofilmbruchstücke und andere Trübstoffe aus dem Wasser.
Der B-SAFE Hygienefilter besteht aus einem Vorfilter; Dead-End-Hohlfaser-Mikrofiltrationsmembran; Rückflussverhinderer. Der B-SAFE Universal ist ein Hygienefilter, der zwischen Sanitärarmatur und Dusche eingebaut wird.

Hinweis! Schutzrechtsverletzung: Falls Sie meinen, dass von meiner Website aus Ihre Schutzrechte verletzt werden, bitte ich Sie, zur Vermeidung eines unnötigen Rechtsstreites, mich umgehend bereits im Vorfeld zu kontaktieren, damit zügig Abhilfe geschaffen werden kann. Bitte nehmen Sie zur Kenntnis: Das zeitaufwändigere Einschalten eines Anwaltes zur Erstellung einer für den Diensteanbieter kostenpflichtigen Abmahnung entspricht nicht dessen wirklichen oder mutmaßlichen Willen. Die Kostennote einer anwaltlichen Abmahnung ohne vorhergehende Kontaktaufnahme mit mir wird daher im Sinne der Schadensminderungspflicht als unbegründet zurückgewiesen.
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