Landgewinnung und Wasserversorgung
im nordfriesischen Marschenland
Die Nordseemarschen haben
keine Süßwasserquellen und auch kein brauchbares
Grundwasser. Um Trinkwasser für die Bewohner
und Wasser für das Vieh aufzufangen,
gab/gibt es spezielle Einrichtungen. So besteht z. B. auf der Halbinsel
Eiderstedt und den Halligen im nordfriesischen
Wattenmeer das Grundwasser bzw. Oberflächenwasser
aus Salzwasser (in St. Peter-Ording ist es außerdem
schwefelhaltig). Erst mit der Wasserversorgung aus dem Geestland
wurden diese Gebiete (Eiderstedt
ab 1962 [Trinkwasser
vom Wasserbeschaffungsverband Eiderstedt]), Hallig
Hooge ab 1968, Tönning ab 1971,
Hallig Gröde ab 1976) mit Trinkwasser versorgt.
Aus Dreilanden wurde die Halbinsel
Eiderstedt
Aus 3 Inseln ("Dreilanden"
> Eiderstedt, Everschop, Utholm) wurde
in den letzten Jahrhunderten durch immer neue Eindeichungen
die Halbinsel "Eiderstedt". Im Eiderstedter
Wappen wird das durch die drei Schiffe symbolisiert.
Heimatbund Landschaft
Eiderstedt e.V.
Chronologie
+ Deichbau
+ Köge
+ Besiedlung
Landgewinnung
- Deiche - Deichstöpe - Köge
Eiderstedt besteht auch
heute noch aus 70 Kögen. Ein Koog ist ein bewohnbarer
und wirtschaftlich nutzbarer Landabschnitt, der durch aufwendige und
langwierige Maßnahmen der Nordsee abgewonnen wird. Nach der
Landgewinnung durch Lahnungen und
Buhnen wird ein Seedeich (Außendeich)
gebaut. Danach wird das eingedeichte Land (Langstreifenflure)
über Graften (Gräben), Sielzüge
(Binnentief [Sieltief, Binnenfleet, Wettern]), Vorfluter
(Spieker, Speicher - 2) und Siele (4) und/oder
Schöpfwerke (30) und an der Eider durch
Außentiefs (Butentief, Außenfleet) (4) entwässert.
Dabei wird das Land im Laufe der Zeit durch Regenwasser entsalzt.
Die Innendeiche (Mitteldeiche, Schlafdeiche
[24,9 km], Eiderdeiche [84,4km]) auf Eiderstedt
bleiben weiter bestehen, wobei die Straßendurchführungen
durch Deichstöpen
(Deichscharten -
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abgesichert werden können. Die vorherigen Außensiele
funktionieren jetzt als Innensiele (Mittelsiele
- 30).
Für die Unterhaltung
der Mittel- und Eiderdeiche, Deichstöpe,
Speicherbecken und Außentiefs
an der Eider und der Unterhaltung und Betrieb
der Mitteldeichsiele und Schöpfwerke
ist der Deich-
und Hauptsielverband Eiderstedt in Garding im gesamten
Verbandsgebiet zuständig. Für den Küstenschutz
(Seedeiche [Außendeiche], Deichvorland) ist das Ministerium
für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des
Landes Schleswig-Holstein (MLUR) als oberste
Küstenschutzbehörde zuständig. Als oberste
Küstenschutzbehörde obliegt ihm die Aufsicht über die
untere Küstenschutzbehörde. Die Aufgaben der unteren
Küstenschutzbehörde übernimmt der Landesbetrieb
für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein
(LKN-SH).
Landgewinnung
Neues Deichvorland wird durch Lahnungen
und Buhnen durchgeführt. Zwischen den Lahnungen
entstehen durch die Verlandung Beete (Langstreifenflure),
die auch in den eingedeichten Kögen erhalten werden.
Die Beete entstehen durch natürliche
Sedimentablagerung (Aufschlickung - feine organische Überresten
und gemahlene Sedimente). Dies wird durch das Anlegen von
Lahnungsfeldern (parallele Holzpfahlreihen [Lahnungskarrees]
- 200/200 m oder 400/400 m) intensiviert. Lahnungen sind eingerammte
Pfähle, die einen Abstand vo 30 bis 50 cm haben. Hier wird das
anschwemmende Wasser gebremst und seine Schwebeteilchen können
sedimentieren. Außerdem halten die Lahnungen die Sedimenteilchen
in den Lahnungsfelder.
Das sich neubildende Land besteht aus
3 Vegetationszonen. In der Quellerzone
(Salicornietum - von 40 cm unter der Flutlinie bis zur mittleren Flutlinie)
befinden sich Queller, Schlickgras
und ein dichter Rasen von Mikroalgen. Im Verlandungsbereich befindet
sich die Andelzone (Puccinellietum - oberhalb der
Flutlinie), in der das Andelgras durch Ausläufer die erste geschlossene
Vegetationsdecke bildet. In der Rotschwingelzone
(Festucetum - seltene Überflutung) nimmt die Vielfalt der Pflanzen
zu.
Zuerst siedeln sich die typischen Salzwasserpflanzen
an bzw. sie werden angepflanzt. Zuerst siedeln sich die Queller
(Glasschmelz oder Glasschmalz, Meerfenchel, Meeresbohne, Meeresspargel
[Salicornia]) an, danach siedeln sich weitere salztolerante Arten
wie Salzwiesengras (Andel - Strandschwingel oder
Strand-Salzschwaden [Puccinellia maritima]), Strandaster, Strandsode
und Strandflieder an. Unbeweidete Bereiche werden von den Büschen
der Keilmelde bedeckt. Die Pflanzen fördern
die Ablagerung von Sedimenten und
halten diese fest.
Im Watt und in den Prielen
(Wattenmeer)
gibt es nur wenige Hundert Tierarten, die sich an die Widrigkeiten
des Lebensraumes angepasst haben. Diese treten aber oft in riesiger
Anzahl auf. So sind Nesseltiere, Schwämme, Stachelhäuter
und viele andere Meerestiere mit ihren ganz eigenen Körperformen
und Lebensweisen nur im Salzwasser anzutreffen. Bodenfresser und planktonfressende
Filtrierer sind besonders wichtig. Hier ist der Wattwurm
durch seine Sand-Spaghettihäufchen allgemein bekannt. Er arbeitet
alljährlich die oberen 20 cm der Bodenfläche durch.
Wenn das Niveau des angelandeten Wattbodens
so hoch angestiegen ist, dass die normale Flut die Lahnungsfelder
nicht mehr erreicht, werden Langstreifenflure (langgezogene
flache Hügel) mit Entwässerungsfurchen
[Grüppen - Entwässerungsgräben) angelegt.
Diese werden jährlich ausgehoben und auf die Streifenflur verbracht.
Heute dient das Vorland
fast nur noch zum Küstenschutz. Außerdem
werden Buhnen (Pfahl-, Stein- und Spundwandbuhnen)
zur Ablenkung oder Beruhigung von
Tideströmungen, die parallel zur Küste
verlaufen, eingesetzt. Sie werden quer zur Küstenlinie
errichtet und bis knapp über das mittlere Tidehochwasser
eingebracht.
Deiche
De nich will dieken, mutt wieken (Wer nicht deichen will, muss weichen)
Deicherhöhung - Nordstrand
Deichstöpe
Ehemalige Seedeiche (Außendeiche)
werden durch die Landgewinnung zu Innendeiche (Mitteldeiche,
Schlafdeiche) als zweite Deichlinie und die Verkehrswege werden durch
die Deiche geführt. Um diese Deiche weiterhin für den Küstenschutz
bei evtl. auftretendem Hochwasser nutzen zu können,
werden Stöpen eingesetzt. Diese verschließbaren
Durchlässe (Stöpen > Deichscharten),
die aus Betonbauteilen bestehen, werden bei Bedarf mit zwei
Reihen von Holzbohlen geschlossen. Zwischen
und vor den Bohlen werden Sandsäcke (oder auch
Kleiboden) angebracht.
Stöpen (Deichscharten)
kommen auch im Hafenbereich in Seedeichen
zum Einsatz. In der Regel gibt es aber Seedeich-Überfahrten
(z. B. St.
Peter-Ording-Strand, Everschop-Siel, Eidersperrwerk)).
Koog
Ein Koog (an der Westküste Schleswig-Holstein; Niedersachsen - Groden; Niederlanden - Polder) ist ein durch einen Deich aus den Seemarschen (Marsch) gewonnenes Land. Neue Köge werden vor alte Deiche gesetzt werden und haben rundherum Deiche. Dieses neugewonnene Marschland ist sehr fruchtbar. In Nordfriesland gab es bis 1634 über 100 Köge. Viele davon wurden dann von einer Sturmflut (zweiten großen Manndränke) zerstört. Aber schon wenige Jahre danach wurde wieder neues Land bedeicht.
Neue Köge (Landgewinnung) wurden bis in die Mitte des 20. Jahrhundert aus rein wirtschaftlichen Gründen eingedeicht. Der letzte Koog in Nordfriesland (Friedrich-Wilhlen-Lübke-Koog) wurde 1954 gebaut. Seitdem ist der Deichbau nur noch Küstenschutz. Aufgrund des Klimawandels werden zur Zeit viele Deichstrecken neu gebaut (z. B. Nordstrand) oder verstärkt. Um einen neuen Koog nutzen zu können, ist die Entwässerung des neuen Landes sehr wichtig.
Warft
Vor dem Eindeichen des Marschenlandes
an der Nordseeküste und auf den Halligen
(Marschlandinseln ca. 1 bis 2 Meter über dem Meeresspiegel) schützten
sich die Bewohner und ihr Vieh vor Sturmfluten durch
den Bau von Warften (Warf, Wurt, Werfte, Worth, Terpe
oder Wierde). Die künstlich aufgeworfenen Erdhügel
wurden mit Mist und hauptsächlich mit Kleiboden
(Sedimentation von Schlickwatt) hergestellt und erreichten nach und
nach eine Höhe von +3 bis +5 m NN (über dem normalen Meeresspiegel).
Die ersten Warften wurden im 3. Jahrhundert v. Chr. gebaut.
Für Einzelgehöfte (Hofwarft)
wurden sie in runder und für Dorfansiedlungen in gestreckter
Bauweise erstellt. Auf der Hofwarft gab/gibt es einen Haubarg
(Wohnstallhaus), mehrere Nebengebäude und Pferche (mobile Einzäunung).
Mit dem zunehmenden Deichbau konnten die Moore und Salzwiesen durch
Siele (Schleusen) oder Schöpfwerke künstlich entwässert
werden. Daraus ergaben sich die sog. Langstreifenflure. Hier sind
die Fennen (Wiesen, Weiden) gegrüppelt (Langstreifenflur
- langgezogene flache Hügel) und durch Entwässerungsfurchen
(Grüppen) versehen, damit sie schneller trocknen.
Das Wasser sammelt sich in den Furchen, fließt
in Gräben (Graften) und wird
durch Sielzüge über Siele
(Schleusen) oder Schöpfwerke in die Nordsee abgeleitet.
In allen Fällen gab es kein salzfreies Grundwasser.
Zur Wassergewinnung auf den Warften
wurden/werden folgende Einrichtungen genutzt:
- Sodenbrunnen (gegrabener
Brunnen [Schachtbrunnen])
- Sod (Süßwasserzisterne)
- Zisterne (unterirdischer Wasserspeicher)
- Fething (oberirdisches Regenwassersammelbecken)
- Tauteich
- Tränkekuhle
- Graft (Graben) mit Schetels
Schematische Darstellung
einer Hofwarft
Sodenbrunnen
Der Sodenbrunnen (Sodbrunnen) ist
ein Schachtbrunnen
bis in die Grundwasser führenden Schichten reicht. Sie wurden
mit Soden gebaut und nachträglich mit einer Aussteifung aus Holzgeflechten
oder durch einen Holzrahmen verstärkt. Nach der Schöpfmethode
unterscheidet man zwischen Zieh- und Wippgalgenbrunnen.
Da aber das Grundwasser im Marschenland salzhaltig, teilweise sogar
zusätzlich schwefelhaltig ist, war es in den meisten Fällen
zur Trinkwasserversorgung der Bewohner nicht geeignet und konnte nur
dann für das Vieh verwendet werden, wenn es mit Regenwasser zu
Brackwasser wurde.
Sod
Die Sod (Sad > Grube) ist eine einfache Süßwasserzisterne,
die flaschenförmig im Kleiboden
(Sedimentation von Schlickwatt), mit Soden (viereckige
Grasnarben- oder Torfstücke) oder Ziegelsteinen verkleidetet,
angelegt ist und Regenwasser aufnimmt. Die schmale Öffnung wird
mit einem Holzdeckel abgedeckt, um das Eindringen von Salzwasser zu
verhindern. Das Wasser wird mit Eimern, die an Brunnenbäumen
oder einfachen Schöpfstangen hängen, gefördert.
Zisterne
Zisternen sind unterirdische Wasserspeicher,
die Regenwasser von den Hausdächern
aufnehmen. Sie befinden sich unter den Wohngebäuden. Sie werden
im Kleiboden aus Ziegelsteinen gemauert und verputzt. Bevor das Regenwasser
in die Zisterne gelangt, durchläuft es ein Kiesbett
(in einigen Fällen auch ein Reet- bzw. Schilffeld), damit es
gereinigt wird. Die Entnahme des Wassers wurde mit Eimern oder mit
Handpumpen
vorgenommen. Damit es als Trinkwasser verwendet werden kann, wurde
das Wasser abgekocht.
Fething
Jede Warft hat eine teichartige
Vertiefung (Fething – ca. 3 bis 4
m tief), die Regenwasser sammelt und als Viehtränke
genutzt wird. Sie werden durch den direkten Niederschlag und durch
Zuleitungen von Dachabflüssen der Warftgebäude
gespeist. Wenn der Fething in Trockenzeiten austrocknen sollte, gibt
es Ausführungen, die am unteren Ende ein Sodenbrunnen
als letzte Wasserreserve (Grundwasser) haben. Damit die Fethinge nicht
überlaufen, wird überschüssiges Wasser in eine Graft
abgeleitet.
Tauteich
Der Tauteich ist eine besondere Art
der Süßwassergewinnung, der schon vor
1.000 Jahren auf den Warften auf der Halbinsel Eiderstedt
angelegt wurden. Nach dem Ausheben wurden diese muldenförmigen
länglichen Wasserspeicher mit trockenem Schilf
oder Stroh, Klei (Sedimentation von Schlickwatt)
und Steinen bedeckt. Diese Schicht darf nicht zerstört
werden, da sonst der Teich, wie die Tränkekuhlen, austrocknen
würde.
Der Teich füllt sich in der Nacht und in den
Morgenstunden mit Tauwasser. Der
Tau, der sich niederschlägt, ist größer
als tagsüber verdunsten kann. Ausgrabungen haben ergeben, dass
die Tauteiche ca. 19 m breit und 36 m lang (ca. 600 m²) waren.
Sie hatten eine Sohlenbreite von ca. 12,30 m und eine Tiefe von ca.
2 m. Von dem flachen, muldenförmigen Einschnitt stiegen die Seitenflächen
unter einem Winkel von 155° zur Horizontalen hin an.
Tränkekuhle
Tränkekuhlen sind künstlich
angelegte Wasserlöcher, die als Süßwassertränke
für das Vieh genutzt
werden. Auch heute sieht man noch auf jeder Fenne
die Kuhlen. Durch den fortschreitenden Grünlandumbruch
entfallen diese Gebiete als Brut-, Nahrungs- und Rastgebiet der Zugvögel.
Deshalb wird die Erhaltung der Tränkekuhlen, des Grabennetzes,
eines ausreichenden Dauergrünlandanteils und eines hohen Anteils
von Flächen mit charakteristischem Beet-Grüppen-System gefordert.
Graft
Die meisten Warften sind von ein oder
zwei Graften (breite Gräben) mit Schetels
umgeben. Sie dienen zur Entwässerung der Graft
und als Süß- oder Brackwasserspeicher. Sie haben einen
Ablauf in einen Sielzug, der die Landschaft entwässert.
Siel
Im Gegensatz zu einem Schöpfwerk
benötigt ein Siel keine
Pumpen, da die Tore je nach dem Wasserstand
(Gezeiten - Ebbe und Flut) auf der Seeseite geöffnet
oder geschlossen werden.
Ein Siel (Schleuse)
ist ein Bauwerk im Seedeich
an der Nordseeküste, das Köge (Polder, Groden) entwässert.
Der Seedeich schützt das aus der See gewonnene,
sehr flache Land vor Überflutung, da es niedriger
als der normale Wasserspiegel der See liegt, aus dem das Land gewonnen
wurde.
Das bei dem
zunehmenden Deichbau gewonnene Land
(Köge, Polder, Groden) muss ständig entwässert
werden. Das Wasser wird in den sog. Langstreifenfluren
aufgenommen. Hier sind die Fennen (Wiesen, Weiden)
gegrüppelt (Langstreifenflure - langgezogene flache Hügel)
und durch Entwässerungsfurchen (Grüppen)
versehen, damit sie schneller trocknen. Das Wasser sammelt sich in
den Furchen, fließt in Gräben und wird durch Sielzüge
(Binnentief [Sieltief, Binnenfleet,
Wettern]) in die Vorfluter
(Spieker, Speicher) vor den Sielen abgeleitet.
Ein Sielbauwerk besteht aus
• dem von außen
sichtbaren Sielgebäude
• dem Antriebsraum und der Hubschützkammer
(im Inneren des Sielgebäudes)
• der Sielkammer mit dessen Ein- und Auslaufbauwerken
(Verbindungstunnel unter dem Deich zwischen Vorfluter und Nordsee)
Ein Siel benötigt
keine Pumpen, da die Tore je nach Wasserstand geöffnet
oder geschlossen werden und das aufgestaute Wasser aus dem Vorfluter
frei abfließen kann. Mit der einsetzenden
Flut schließen sich die auf der Seeseite
angeordneten Tore automatisch durch den Druck des auflaufenden
Wassers und öffnen sich bei eintretender
Ebbe wieder, wenn der Wasserstand des Vorfluters (Spieker,
Speicher) höher ist. Die Tore werden als Anschlagtore
oder Stemmtore ausgeführt. Neben einem oder
mehreren Hubschützen aus Metall oder Hartholz, die über
die Schützkammer mit dem Schützraum verbunden sind und bedient
werden müssen, dienen der Deichsicherheit.
Es werden auch Schöpfwerke
eingesetzt, die das Wasser direkt aus den Sielzügen in die See
pumpen. Hierzu werden Polderpumpen
eingesetzt, die für den Einsatz bei niedrigsten
Wasserständen (Off-Shore, Bergbau, Entwässerung und
als Ersatz für Wellenpumpen) geeignet sind. Sie haben einen hohen
Wirkungsgrad, sind unempfindlich, kompakt und haben eine
permanente Kühlung.
Sielzüge (Binnentief
[Sieltief, Binnenfleet, Wettern]) sind breite
Entwässerungsgräben, die zum Entwässerungssystem
der Köge (Polder,
Groden) gehören. Das durch den Deichbau gewonnene
Land muss ständig entwässert werden,
weil es niedriger als der normale Wasserspiegel
der See liegt.
Bevor das Wasser in die Sielzüge gelangt,
wird es in den sog. Langstreifenfluren
aufgenommen. Hier sind die Fennen (Wiesen, Weiden)
gegrüppelt (Langstreifenflure - langgezogene flache Hügel)
und durch Entwässerungsfurchen (Grüppen)
versehen, damit sie schneller trocknen. Das Wasser sammelt sich in den
Furchen, fließt in Gräben
(Graften) und wird durch Sielzüge
über Siele (Schleusen) oder Schöpfwerke
und Außentiefs
(Butentief, Außenfleet) in die Nordsee
abgeleitet.
Die breiten Sielzüge wurden in den letzten Jahrhunderten
auch als "Bootsfahrtkanäle" zum Transport
von Gütern genutzt. So hatte z. B. Katingsiel,
am Ende des Süderbootfahrt-Kanals (von Garding nach Katingsiel)
gelegen, auch einmal einen Seehafen, weil das Siel vor dem Bau des Eidersperrwerks
in einem Seedeich eingebebaut war. Heute ist es Bestandteil der Entwässerung
des Katinger Watts.
Deich-
und Hauptsielverband Eiderstedt
Wasserversorgung in den Nordseemarschen von der römischen Kaiserzeit bis zur frühen Neuzeit - Dirk Meier, Wilhelm G. Coldewey
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